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Dauertest: Audi A6 Allroad 3.0 BiTDI Quattro (4G C7 Facelift 2015)

Gekauft im Juli des letzten Jahres, kommen wir nach 10’000 km endlich dazu, ihn uns genauer anzuschauen, meinen neuen Audi A6 Allroad 3.0 BiTDI Quattro (4G C7 Facelift 2015). In diesem Artikel schauen wir uns an, warum er den BMW M2 F87 ersetzt, was die Kriterien beim Kauf waren und wie er sich nach 10’000 km und einigen Monaten nun so geschlagen hat.

–> Neu in 2024: Abschluss Dauertest Audi A6 Allroad 3.0 BiTDI Quattro (4G C7 Facelift 2015) nach 162’000 km.

Anmerkung der Redaktion, es werden zwei verschiedene Bildersets im Artikel verwendet. Einmal fotografiert im Herbst mit Sommerbereifung und 20″-Felgen und einmal im Winter im Schnee mit 18″ Winterräder.

Der M2 war hinfällig. Mehr und mehr musste er in den Wald oder an den Waldrand, über Stock und Stein, wurde auf Wiesen geparkt und zum Dank wurde der nasse Hund noch auf den Rücksitz geladen. Nicht Sportwagen-würdig. So ging das Gedankenkarussell los. Weg von einer 1-Auto-Garage, hin zu zwei Autos. Ein Fahrzeug als Sonntagswagen, der andere als täglicher Begleiter. Welches nun der Sonntagswagen wurde, lüften wir in einem anderen Artikel. Wer mir auf meinem privaten Instagram-Account folgt, weiss allerdings wohl schon mehr.

Die Kriterien für den täglichen Begleiter: Er sollte die Form eines Kombis, SUV oder Geländewagen haben, 250 km/h auf der Autobahn in Deutschland schaffen, dabei ruhig liegen, nicht dröhnen, gleichermassen geländegängig sein und ein Assistenzpaket mit mind. ACC haben. Oh, eine elektrische Heckklappe war auch noch auf der Liste. Das Budget lag bei etwa 30’000 CHF. Schnell waren die üblichen Verdächtigen aussortiert. Touareg V6 TDI (7P) ist zu langsam und zu behäbig, BMW 5er Touring (F11) hat zu wenig Bodenfreiheit, BMW X5 40d (F15) mühsam durch die geteilte Heckklappe, Macan S zu teuer. Blieben eigentlich zwei Kandidaten, der A6 Allroad mit dem Biturbo-Diesel oder ein Touareg V8 TDI.

Einige Wochen später, besuchten wir einen Autohändler in der Nähe von Chur, der einen weissen Allroad seit einiger Zeit inseriert hatte. Es stellte sich heraus, dass der Allroad sein Privatfahrzeug war und nun weichen musste. Die Fotos im Inserat waren unterdurchschnittlich, der Zustand ebenso, die harten Fakten allerdings gut. 110’000 km, stets Servicegepflegt durch eine Vertragswerkstatt mit Serviceheft, 8-fach Originalräder, keine Unfallschäden, viel Ausstattung. Nach einer kurzen Preisverhandlung, bei der wir den Zustand (Service fällig, AdBlue fast leer etc.) noch zu unseren Gunsten nutzen konnten, war er mein neues Auto. Netter Nebeneffekt: Das Maximalbudget konnte unterschritten werden.

Nun, das war im Juli 2020. Seither ist viel passiert. Direkt nach der Abholung wurde eine grosse Inspektion durchgeführt, AdBlue nachgefüllt und der gesamte Innenraum mit einem Tornador aufbereitet und gesäubert. Es folgten ein neubezogenes Lenkrad, Gummifussmatten, eine Hundebox und ein neuer Gangwählhebel. Endlich war mein Wunschzustand da. Gebraucht, ohne Dreck vom Vorbesitzer, darf genutzt werden, muss nicht mit Argusaugen behütet werden und trotzdem mit guter Substanz.

Im Januar 2021 sind nun bereits über 10’000 km abgespult und der A6 Allroad ist mir sehr ans Herz gewachsen. Er will nur ab und an etwas Diesel und überzeugt im Alltag mit Souveränität, Sicherheit und der nötigen Leistung. Das Datenblatt verrät, dass er zwei in Reihe geschaltete Turbolader hat, die aus dem Sechszylinder-Turbodiesel 320 PS und mächtige 650 Newtonmeter Drehmoment stemmen. Damit gelingt der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 km/h in 5,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit regelt Audi bei 250 Kilometern pro Stunde ab. Auf dem Weg dahin senkt sich der Allroad bei Tempo 120 übrigens automatisch um 15 Millimeter ab.

Das Gewicht ist deutlich zu spüren, in Kurven und vor allem auf der Bremse. Diese ist der Schwachpunkt des Allroads, da man zwar zügig beschleunigen kann, doch beim mehrmaligen harten Einbremsen, die Bremse dann doch sehr schnell Fading zeigt. Es ist halt kein Sportkombi. Dafür gibt es Komfort. Viel Komfort. Selbst im Dynamic-Modus (-15 Milimeter) dämpfen die Luftfedern viele Unebenheiten weg. Im von mir gewählten Individualmodus, mit Fahrwerk auf «Comfort», ist es nochmals eine Stufe komfortabler. Dazu der lange Radstand und das Gewicht von fast 2.2 Tonnen sorgt auch bei Schnee, Starkregen oder hohen Geschwindigkeiten für eine stoische Ruhe.

Im Vergleich zu einem normalen A6 zeichnet sich der Allroad durch eine um 31.5 Milimeter höher liegende Karosserie aus. Zusammen mit Edelstahl-Abdeckungen, die im Front- und Heckbereich den Unterboden schützen, verspricht er ein Fortkommen auch abseits befestigter Wege. Auch wenn sich die Bodenfreiheit dank der Luftfederung in zwei Stufen (+35/+10 Millimeter) durchaus etwas anheben lässt, wird aus dem grossen Kombi kein Geländewagen. Doch neben der erhöhten Bodenfreiheit, die tatsächlich relativ nützlich sein kann, ist es für mich primär die Einstellung dazu. Mit einem RS 6 hätte ich mental eine Hürde zu bezwingen, um damit über Feldwege, Wiesen, Wald und Matsch zu fahren. Mit dem Allroad nicht.

Doch aufgepasst, wie auch viele SUV, ist er definitiv kein Geländewagen. Er hat keine verstärkten Fahrwerksteile im Vergleich zu einem normalen A6 und ist nicht für hartes Gelände vorbereitet. Ganz nett: Eine Anzeige des Neigungswinkels und ein Bergabfahrassistent sind serienmässig.

Limitiert im Gelände, spielt er seine Karten auf Langstrecken aus. Die 8-Gang-Automatik sorgt für tiefe Drehzahlen auf der Autobahn, der Tank ermöglicht etwa 900 km Reichweite ohne Tankstopps. Dazu bequeme Sitze, ein grosses Panorama-Dach, ein Head-Up-Display, ein aktiver Spurhalteassistent, der adaptive Tempomat, eine Bose-Soundanlage (in meinem Fall) und ein Infotainment, welches die Grundbedürfnisse abdeckt. Besucht man den Audi-Codierer seiner Wahl, gibt es sogar Apple Carplay für die perfekte Integration seines iPhones.

Ein weiteres Detail, was mir sehr gefällt, ist die Speicherung der Einstellungen von Beispielsweise der Sitzheizung. Verlasse ich am Abend das Fahrzeug mit Sitzheizung auf Stufe 2, ist es am nächsten Morgen exakt wieder auf Stufe 2. Wunderbar!

Ihr merkt, der Unterschied zum M2 könnte nicht grösser sein. So kam es tatsächlich, dass nach 2 Monaten der M2 zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Der A6 meisterte den Alltag so souverän und liess kaum Platz für den kleinen BMW übrig. Apropos Sound. Der A6 Allroad war damals zusammen mit dem SQ5 einer der ersten Audi mit einem Soundaktuator hin zur Aussenwelt. Glücklicherweise, ist dieser weit dezenter als im SQ5 und übertönt nur das Rasseln des Selbstzünders, ohne nach Innen oder nach Aussen aufdringlich zu wirken.

Negativpunkte sind der Tempomat, der sich tatsächlich nur in 5er und 10er Schritten einstellen lässt. Eine Feinjustierung im einzelnen Km/h-Bereich ist nicht möglich, wenn man beim Aktivieren nicht gleich die exakte Geschwindigkeit trifft. Dazu auch die Parksensoren / Kameras, die immer über die Schaltfläche eingeschaltet werden müssen.

Nachts habe ich die Vorteile der optionalen Nachtsichtkamera schätzen gelernt, da es doch tatsächlich Velofahrer gibt, die auch in der Dunkelheit ohne Licht auf der Strasse herumkurven. Die Kamera markiert alle Wärmesignaturen im Bereich zwischen dem Tacho und dem Drehzahlmesser und gibt optische und akustische Warnsignale ab, wenn Tiere oder Personen im direkten Kollisionskurs sind. Erst als Gimmick abgestempelt, nachträglich als nützlich empfunden. Gefällt.

Die Optik. Nun, mir gefällt das Facelift des A6 der Baureihe C7 sehr. Ihr erinnert euch vielleicht an den Fahrbericht des A6 C7 Facelift 3.0 TDI mit 272 PS. Auch eine wunderbare Konfiguration. Mein Allroad kommt mit der «klassischen» Allroad-Konfiguration. Aussen «Gletscherweiss Metallic», getönte Scheiben an Seiten und Heck, die Anbauteile in Schwarz und die Aluminium-Elemente in Silber. Durch die Wischblinker wirkt er modern und zeitgemäss. Dazu im Sommer die 20-Zoll Aluminium-Gussräder im 5-Parallelspeichen-Design, obwohl man schon ehrlich gestehen muss, dass die Winter-18-Zoll-Bereifung deutlich komfortabler ist.

Dazu innen ein klassischer Tacho mit einem richtigen Zeiger, wow. Welch‘ Wohltat, bei so vielen digitalen Tachos mit Pixelsalat. Dazu Aluminiumdekor-Elemente im Innenraum und schwarzes (Valcona-)Leder. Das Assistenzpaket-Plus kann die erwähnten Basics abdecken und kommt ohne nervigen Notbrems-Assistenten, was für mich ein Plus darstellt.

Weitere Optionen wie der Garagentüröffner lernt man schätzen und will man nicht mehr missen, auf eine Standheizung muss ich, respektive der Hund, leider verzichten, dafür gibt es Sportdifferential, Keyless-Entry, 360-Grad-Kameras, adaptive LED-Scheinwerfer, Sitze mit Memory-Funktion, DAB-Radio und ein unnötiger Parklenkassistent (warum bestellt man sowas?).

Aktuell ist meine 2-Auto-Garage sehr wohltuend und ich könnte mir kaum eine bessere Kombo für dieses Budget vorstellen. Wir werden in regelmässigen Abständen wieder zum A6 Allroad berichten und dazu auch den Zweitwagen vorstellen. Der M2 ist bereits bei seinem neuen Besitzer und wird da wieder öfters standesgemäss für OneMoreLaps verwendet.


Weitere Impressionen (Herbst):

Weitere Impressionen (Winter):

15 Kommentar

  1. Wow, tolle Entscheidung, mega Auto. Kann mich noch an die Frage nach Input im letzten Jahr erinnern. Preis – Leistung ist beim Kauf unfassbar. Hat aber auch einen Grund – der Unterhalt. Inspektions-, Ersatzteil- und Reparaturpreise beim A6 sind gepfeffert, erst recht bei der Motorisierung, ebenso wie die Reifen. War mir persönlich für einen daily und mit nem Spaß-Zweitwagen dann doch zu teuer. Kommt aber sicherlich auch sehr darauf an wieviel man fährt, die 10t km nach mehr als einem halben Jahr klingen übersichtlich.
    Viel Spaß damit!

    1. Hey Tom, herzlichen Dank für deine Glückwünsche. Ja die Überlegungen waren reichlich und lange, die Suche ebenso. Tatsächlich war ich fix auf die Grösse Touareg / X5 und co. eingeschossen, so dass mich verwundert hat, dass der grosse Kombi mit einem überdurchschnittlichen Wertverlust mehr Leistung und Ausstattung für dieses Budget bietet. Die Unterhaltskosten sind wohl auch etwas geringer als beim Touareg / X5, aber mal sehen. Das wird auf jeden Fall die Achillesferse dieser eierlegenden Wollmilchsau. Ich werde berichten!

  2. Ich habe einen 2014 A6 Allroad, für mich ist es die Eierlegende Wohlmilch Sau 😛
    So wie du beschrieben hast, Komfort ohne Ende. Ich liebe den Allroad auch.

    1. Schön zu hören Michael und ein guter Reminder, dass wir den Report zum A6 weiterschreiben sollten – unser Fahrzeug steht nämlich seit geraumer Zeit mit technischen Problemen und die Werkstatt wartet auf die Ankunft der Werksbestellungen von Ersatzteilen.

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